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Keine der Personen, die hier beschrieben werden, existiert wirklich. (In deinem Leben.)

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Montag, 21. Februar 2011

Parce que moi, je rêve. Moi, je ne suis pas.

In die Leere ihres Lebens warf sie einen Film. Für fast zwei Stunden war sie so atemlos wie während einer ihrer Albträume.
(Was sie nicht wusste: sie spannte sogar dieselben Muskeln an, die auch während ihrer Albträume zitterten. Wäre er noch da gewesen wäre er bestimmt erschrocken sie so auf dem Bett liegen zu sehen, in verkrampfter Embryohaltung, mit ineinander verkrallten Händen, Schweiß auf dem schmerzverzerrten Gesicht, knirschenden Zähnen – und offenen Augen.
Doch er war nicht mehr da. Und so wusste niemand, dass sie sogar dieselben Muskeln anspannte, die auch während ihrer Albträume zitterten. Und niemand erschrak.)

Sie spielte mit dem Gedanken, mit diesem Freund zu schlafen, aber sie hatte seine Freundin inzwischen viel zu lieb gewonnen und war ohnedies zu müde die Wohnung zu verlassen oder irgendwen dazu zu bringen, nach dem Sex ihre Wohnung zu verlassen. Es war ihr rätselhaft, warum irgendwer nach lieblosem Sex über Nacht bleiben wollen könnte.
(Was sie nicht wusste: manche Menschen haben keine Albträume, die ihre Muskeln zittern und ihre Zähne knirschen lassen. Manche Menschen erschrecken nicht sondern schlafen geradezu besser, wenn sie menschliche Wärme neben sich spüren.
Manche Menschen schlafen einfach manchmal.)

Dann spielte sie mit dem Gedanken ihn zu googeln, aber sie hatte noch immer nicht herausgefunden, wie man die Liste der Suchbegriffe löscht und zwischen zwei trockenen Schluchzern war sie einfach zu müde diesen Kniff zu lernen.
(Manchmal wäre sie gerne einer dieser Menschen, die einfach schlafen.)

Sie wollte irgendwen kontaktieren, mit dem sie nicht schlafen wollte, doch sie wusste, wie stumm sie war. Und so griff sie zu einem Stift.

Et j’irai me reposer, la tête entre deux mots, dans l'avalée des avalés.

Parce que moi, je rêve. Moi, je ne suis pas.


Bis zu dem Punkt,
an dem der Kaffee dir auch noch
den letzten Traum entrissen hat,
unbewohnte Frau.

Nicht dass du sie misst,
diese Träume
voller brauner Gerüche und scharfer Farben,
voller spitzer Organe und roher Schreie,
doch irgendwie füllten sie dich,

erfüllten einen Raum,
fühlten deinen Kopf
aus, bedächtig jeden Zentimeter messend,
maßgeschneiderte Angst.

Ein Gefühl so groß
dass es dich weitete bis
die Herznähte krachten.
Der leere Raum also noch größer.

Echos alter Leben
tanzen nun in dir
und sie führen und verirren dich,
unbewohnte Frau.

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2 Kommentare:

  1. Sehr, sehr gut. Ich mag die Stimmung und das Thema.

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  2. Oh, ein Kommentar, wie schön!
    Das freut mich alles sehr, danke.
    (Je ne rêve plus.)

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