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Keine der Personen, die hier beschrieben werden, existiert wirklich. (In deinem Leben.)

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Montag, 3. Oktober 2011

Von den Grenzen


Er lehnte sich tief zurück in seinem Lieblingssessel. Er war einer der unbequemsten Sessel in seiner teuer eingerichteten Wohnung, nur getoppt von der französischen Voyeuse, dem Konversationsstuhl, dessen Lehne sich einem in den Rücken presste und der sein Fortleben in der Wohnung allein seinem hohen Kaufpreis und der bemerkenswerten Ähnlichkeit seines Polsterbezugs mit der Tapete verdankte.

Die Sprungfedern drückten sich schmerzhaft durch den dünn gesessenen Bezug in seine knochigen Oberschenkel und seinen verspannten Rücken. Mit jedem Schluck Whisky, den er nahm, überschlug er im Kopf grob, wie viel Geld er da gerade trank. Eine uralte Angewohnheit, die sein Konsumverhalten vor Jahren geprägt und ihn zum Teil dorthin gebracht hatte, wo er heute war, und die er nun, da er mehr Geld hatte als er ausgeben konnte, nicht mehr abstellen konnte.

Müde rieb er sich die Augen und Schläfen, an denen sein Haar bereits schütter war. Er hatte die Papiere, die er sich mit nach Hause genommen hatte, durchgearbeitet und noch über fünf Stunden, bevor er wieder aufstehen musste. Zuviel Zeit, um jetzt schon ins Bett zu gehen, zu wenig Zeit um sich noch eine Prostituierte zu bestellen. Mit seiner fünf Stunden Regel (wie mit allen seinen Regeln) war er streng.

Seufzend strich er über die blassgrüne Armlehne seines Sessels und leerte sein Glas. Er erlaubte sich einen kurzen, nostalgischen Traum über die Frau, die ihm den Sessel vor vielen Jahren geschenkt hatte. In einer Wohnung, in der blassgrün nicht deplatziert schien. In einem Leben, in dem es vorgeschriebene, nicht selbstgemachte Grenzen gab.
Um Punkt 02:00 Uhr morgens löschte er das Licht, putzte sich die Zähne und ging ins Bett.


Ich muss wändelehnen
und grenzendehnen,
Räume erfüllen und
Träume enthüllen.

Ich will mich er-fühlen.
Mein Geschlecht zer-wühlen,
meinen Kopf zer-spüren
und mein Herz ent-rühren.

Im Fesselnsprengen,
im Kräftekennen –
nur im Kampf
bin ich.

4 Kommentare:

  1. Danke! Fand ich irgendwie auch. Fighting trousers, baby. (Professor Elemental style)

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  2. Mein Geschlecht zer-wühlen,
    meinen Kopf zer-spüren
    und mein Herz ent-rühren.

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  3. Hey ilukava, ich habe mich mal ein bisschen in der Taucherglocke deines Aquariums umgesehen. Sehr hübsch.
    Liebe Grüße

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