Sonntag, 1. Januar 2012
Transparenz
Jedes neue Jahr beginnt im Winter, also grau.
Es ist (mir) gleich.
Alles, was ich wissen muss, ist dein Name (oder der, den du dir gibst). Ich kann mich deiner bemächtigen, dich aufnehmen in mich und verdauen, ausspucken, dich anstreichen wie einen Schatten. Heute wie gestern, falls diese Worte überhaupt noch Bedeutung haben. Selbst wenn ein Feuerwerk zwischen ihnen lag sind sie doch nichts anderes als Zweitausendacht.
Was ist Zeit, was bist du, in einem Raum, der schon lange nur noch aus Nullen und Einsen besteht?
Ich sehe dich
(wie)
einen Bildschirm.
Hoch aufgelöst.
Laut losgelöst von Welt.
Der blinde Fleck entstellt
deinen Spiegel –
ein Riegel,
bestellt und nicht abgelöst.
Ich sehne mich
(still)
nach dem Buch.
Das sucht
und nicht findet.
Verstummt und erblindet
gebunden entbindet.
Die Wunde erfindet
und sie dann verbindet
mit schaurigem Schweigen.
Kein Deuten, nur Bleiben
zwischen schmerzdunklen Deckeln.
Wo wir gerade dabei sind: komm zum Workshop, auf dem ich präsentiere! Falls du gerade in der Gegend bist.
Falls nicht - das Internet ist überall! Und Byung-Chul Han ohnehin viel interessanter.
...and a happy new year!
Labels:
Byung-Chul Han,
Realismus,
Transparenz
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Oh dear! Zwirbelsturm? Kommentare dürfen gern gelöscht werden. Das Unheimliche steht ohnehin am elegantesten für sich selbst. Und deine Texte sowieso. Byung-Chul Han bringt‘s auch schön auf den Punkt. Was mir dazu noch einfiele von...
AntwortenLöschenAlan Moore:
„I’m not against electronic books per se. I don’t think they’re the downfall of civilisation or the end of literacy. I just tend to have quite a lot of faith in the book itself as the publishing world equivalent of a shark. Sharks have not evolved in millions and millions of years simply because they haven’t had to. They were pretty much perfect to start with. And I feel the same way about books.“
Jacques Cousteau:
„Seine Bewegungen haben nichts Drohendes, nichts Aggressives an sich, nur den Ausdruck einer nonchalanten Wachsamkeit. Und doch ist der Hai ein furchteinflößender Anblick. Fasziniert und zutiefst beunruhigt, erregt und angespannt versuche ich, ihn immer wieder vor mich zu bringen, indem ich mich mit langsamen, lautlosen Bewegungen im Kreis drehe.“
Jörg Scheller:
„Auf seinem Spiegelbild, welches der Bodybuilder unablässig aufschnappt, lastet immer der Schatten des Unmöglichen.“
Hoffe, das spendet vielleicht etwas Schatten für deinen Auftritt, etc...
Der Zwirbelsturm! Wie wunderbar! Den muss ich dir vielleicht beizeiten entleihen wenn du nichts dagegen hast.
AntwortenLöschenKommentare, vor allem so schöne wie dieser, werden nicht gelöscht. So wolle es die Transparenz und mein Ego.
Bücher und Haie. Ich mag das.
Für Interessierte (also hauptsächlich dich): Jean-Luc Nancy hat auch einige relevante, wenn auch weniger poetische Gedanken in "On the Commerce of Thinking: Of Books and Bookstores" zerschrieben.
Freundlich -
Ha! Straight from the horse's mouth:
AntwortenLöschen"Die Freiheit der Entgrenzung und Enthemmung bringt die Obszönität hervor. Obszön ist die Welt ohne Narration, ohne Ritual, ohne Szene."
Würd ich doch ohne Abstrich sofort alles (gern) unterschreiben. Und scheinbar auch Han ein Freund des Stillebens...
http://www.freitag.de/kultur/1201-freundlich-bleiben
Wirklich haarig wird's dann aber erst hier. Angela Merkel als postheroischer Haifisch. Oder Schiffbrüchige bei Edgar Allen Poe...
AntwortenLöschenhttp://www.wiwo.de/politik/deutschland/euro-rettung-merkel-macht-mutigen-meinungsaustausch/5982028-6.html
Bitteschön. Ab jetzt lastet also lediglich das lyrische Schicksal Europas auf deinen Schultern. Und ich melde mich mich mal vorerst ab... in die Alpen.
Freundlichst -
Sie zittern, die präheroischen Schultern. Aber keine Angst, sie tragen.
AntwortenLöschenErste Amtshandlung als zukünftiger Lyrikheld: ich rette Poe. Mit freundlicher Unterstützung von Marshall McLuhan.
http://www.media-studies.ca/articles/mcluhan.htm
in welchem universum sind deine schultern noch praeheroisch? das ist mein vergleichsweise unheroischer beitrag zu dem thema!
AntwortenLöschenMeine Beine fühlen sich nach zwei Wochen Skifahren in Tirol auch vergleichsweise praeheroisch an. Hier mal soetwas wie eine Postkarte für dich...
AntwortenLöschenhttp://vimeo.com/35223101
Schwarz-weiße Postkarten sind mir die liebsten!
AntwortenLöschenDanke.